18. Juni 2014

Platz 22 bei den Marathon-Europameisterschaften in Irland

Mit sehr gemischten Gefühlen bin ich in Irland von der Fähre gestiegen. Die EM sollte einer der großen Höhenpunkte in diesem Jahr sein. Leider verliefen die Tage vor dem Rennen alles andere als optimal.

Zwei Tage nach dem Weltcupwochenende in Albstadt spürte ich ein Kratzen im Hals. Die Vorzeichen waren klar, eine Erkältung mit triefender Nase war im Anmarsch. Zwangspause, na super. Nach fünf Tagen ging es mir einigermaßen wieder gut und ich konnte wieder aufs Rad steigen. In den folgenden Tagen fühlte ich mich natürlich nicht wirklich stark und das EM-Rennen im Land des Leprechaun kam für mich viel zu früh.

 

Die Tage zuvor hatten Teamkollege Matthias Leisling und ich einige Abschnitte des Kurses besichtigt. Die Strecke bot alles, felsige und verblockte Abfahrten. Potentielle Durchschlaggefahr! Das veranlasste mich, zum Rennen hin den 2.25er Racing Ralph aufzuziehen. Zusätzlich bekam der Pneu 0,5 Bar mehr „Ladedruck“ als gewohnt, also zwei Bar. Dies sollte die Durchschlaggefahr auf ein Minimum reduzieren. Aber größtenteils waren die 93 Kilometer wie eine Achterbahn: nicht enden wollende Trails, hoch, runter, links, rechts, der absolute Bikertraum. So viele Kilometer eigens für die Mountainbiker präparierte Wege habe ich noch nie gesehen. Wenn einer von Euch zufälligerweise im Ballyhoura-Gebirge sein sollte, unbedingt die Trails unter die Räder nehmen, der maximale Wahnsinn. Und genau diese Achterbahncharakteristik erforderte allerhöchste Konzentration.

 

Wie schon oben erwähnt, bin ich nicht unbedingt mit dem besten Gefühl angereist. Trotzdem ordnete ich mich unter den besten 30 im ersten längeren Anstieg ein. Ich wollte nicht sofort ans Limit gehen und versuchen, in einer schnellen Gruppe mitzufahren, um für die letzte Stunde Reserven zu haben. Zusammen mit vier weiteren Kontrahenten schrubbten wir über die Strecke. Ich hatte den Eindruck, dass ich in den Anstiegen der Stärkste war. In den Abfahrten hielt ich mich zumeist an zweiter Position auf. Mir half es sehr, dass jemand vor mir fuhr. Bei uneinsichtigen Kurven konnte ich beobachten, wann der vor mir Fahrende in der Kurve wieder antrat. So konnte ich die Kurve mit der richtigen Geschwindigkeit anfahren und ein bis zwei Pedalumdrehungen zum Beschleunigen sparen.

 

Nach 60 Kilometern zerfiel meine Gruppe und ich war allein unterwegs. Zwei Leute überholte ich noch auf den Weg ins Ziel. Lohn war der 22. Rang. Siegreich war der amtierende Marathon-Weltmeister aus der Schweiz, Christoph Sauser (Specialized), vor seinem Tschechischen Teamkollegen, dem Olympiasieger aus London, Jarslav Kulhavy.

 

Im ersten Moment hört sich mein Resultat nicht so herausragend an. Wenn ich allerdings die Vorgeschichte bedenke, kann ich damit sehr gut leben. Ich spürte schon, dass die Geschwindigkeit fehlte, wie auch die Substanz auf den letzten Kilometern. Eine Krankheit wirkt einfach noch länger auf den Körper ein. Auf alle Fälle war der Trip auf die grüne Insel der Mühe wert.

 

Übersetzung:

vorn: 34 Zähne

hinten: 11/36 XTR-Kassette

 

Torsten