05. August 2013

Wiederholungstat

Wahrscheinlich war der Sieg vor genau 17 Jahren ein Grund, warum ich der schönsten Sportart der Welt bis heute treu geblieben bin. 1996 gewann ich die dritte Austragung der ältesten Marathon-Veranstaltung Deutschlands, den Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen.

Gestern schritt ich zur Wiederholungstat. Ich wusste, dass ich mich in einer blendenden Verfassung befand und entschied mich nach vielen, vielen Jahren zur Reise in den Osten. Einige von Euch werden sicher wissen, dass meine Wurzeln im Sächsischen (genauer Pirna) liegen, so war das „Pflaster“ nicht ganz fremd für mich.

 

Die Distanz von 100 Kilometern setzte sich aus drei identischen Runden und einer Einführungsrunde von 12 Kilometern zusammen. So bot sich einen Tag vor dem Start die Gelegenheit, den Kurs zu begutachten und meinen Kreidler-Prototypen darauf abzustimmen. Bei der Übersetzung setzte ich auf ein 34er-Kettenblatt vorn und einer 11-36 XTR-Kassette hinten, 10 Gänge reichten. Bei den Pneus vertraute ich auf den bewährten Racing Ralph von Schwalbe.

 

Die ersten Kilometer waren neutralisiert und währenddessen wurde über Lautsprecher die Hymne der Friedensfahrt abgespielt. Ich fühlte mich sofort in meine Kindheit versetzt, als ich diese Melodie das letzte Mal hörte. Seinerzeit saß ich gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Friedensfahrt.

 

Als der offizielle Startschuss ertönte, hielt ich mich immer unter den ersten Fünf. Im ruppigeren Gelände übernahm ich die Rolle des Anführers und setzte ein zügiges Tempo an. Unsre Spitzengruppe umfasste ca. 15 Fahrer, aber niemand machte Anstalten, an mir vorbeizufahren, um eine noch schnellere Gangart anzuschlagen. Dies war für mich schon ein kleiner Fingerzeig, dass meine Geschwindigkeit recht hoch war. Nach ungefähr 20 Kilometern, an einem längeren Anstieg, ging ich in meinen persönlichen „roten“ Bereich. Nur Vorjahressieger Christian Kreuchler (Texpa-Simplon) blieb an meinem Hinterrad. Bis Kilometer 65 bildeten wir beide das Führungsduo, dann konnte ich mich von Christian Kreuchler absetzen. Von da an war ich auf mich allein gestellt. Die Anstiege fuhr ich ab sofort immer im Maximum, in den Abfahrten verhielt ich mich dagegen zurückhaltender, um bloß keinen Defekt zu provozieren.

 

Mit dieser Strategie ging ich auf die letzten Kilometer und überquerte mit umgehängtem Siegerkranz auf den finalen Metern die Ziellinie in Seiffen, super Idee und mein erster Siegerkranz überhaupt.

 

Mein letzter Sieg ist schon wieder ein Jahr her, da war es im wahrsten Sinne des Wortes ein erhebendes Gefühl, bei der Siegerehrung ganz oben stehen zu können. Zum Scheck und Siegerkranz gab's zusätzlich noch Schnitzkunst aus Seiffen, siehe Bilder. Über die Dekoration während der Weihnachtszeit muss ich mir keine Gedanken machen. Aber wahrscheinlich werden Nussknacker und Schwibbogen einen Ganzjahresplatz in der Wohnung bekommen.

 

Der Erzgebirgs-Bike-Marathon ist auf jeden Fall eine Reise wert und die „Edel-Helfern“, so stand es auf deren T-Shirts, um Cheforganisator Albrecht Dietze tun alles, dass es den Bikern an nichts fehlt. Ich werde wiederkommen, 17 Jahre wird es sicher nicht wieder dauern.

 

Torsten