22. Juli 2014

Zwei Deutsche Meisterschaften an einem Tag

Doppelbelastung - oder besser formuliert eine Eineinhalb-Belastung - war das Rennprogramm bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Säckingen. Denn beim ersten Rennen hatte ich 250 Zusatzwatt zur Verfügung.

Vormittags startete ich bei den ersten offiziellen Meisterschaften der Elektro-Mountainbikes. Drei Stunden später fiel der Startschuss zu den Deutschen Titelkämpfen in der Cross-Country-Disziplin.

 

Dass die ersten Deutschen E-Bike-Meisterschaften von der Fahrradindustrie sehr ernst genommen wurden, war spätestens an der Startlinie zu sehen. Haibike, Wheeler, Cube und auch Centurion schickten ganzen Mannschaften ins Rennen. Mal eben die Meisterschaft zu holen, war also eher Wunschdenken. Mein Projektil für die drei Runden auf dem Cross-Country-Kurs war das KREIDLER Las Vegas 2.0. Im Vorfeld pimpte ich das 27,5er Bike mit der brandneuen Magura MT8 für beste Verzögerung und Schwalbe Hans Dampf Reifen für maximalen Grip und Pannensicherheit.

 

Nach dem Start reihte ich mich in der Gruppe ein, die um Platz zwei kämpfte. Ein E-Biker hatte sich gleich zu Beginn auf dem winkligen Kurs am Hochrhein einige Meter absetzen können. Als es in die zweite Runde ging und ich den Angriff auf die zweite Position starten wollte, fiel mir die Kette vom Antriebsritzel. Blöderweise war ein schnelles Auflegen der Kette unmöglich, da ein Kettenschutz montiert war. Den brach ich kurzentschlossen ab und hievte die Kette an ihren angestammten Platz. So vergingen leider etliche Sekunden, bis ich mich wieder an Position 15 aufs Rad schwingen konnte. Es blieb mir nur noch eine Runde zur Aufholjagd, die an der neunten Stelle endete. Wirklich schade, das mit dem Kettenmalheur, im Training ist mir das nie passiert. Aber genau deswegen fahren wir Rennen: Da geht‘s mehr ans Limit. Unsere Erfahrungen werden dann beim nächsten Einsatz und natürlich auch bei der Serienproduktion berücksichtigt. Für einen Podiumsplatz hätte es sicher gereicht, da bin ich mir sicher. Trotzdem fuhr ich mit einem Grinsen über die Ziellinie. E-Bike-Fahren ist eine Mordsgaudi!

 

Dann hieß es, schnell das unglückliche Ergebnis abhaken, ein bisschen ausfahren und einen Regenerationsdrink „einbauen“. Drei Stunden blieben mir für die Vorbereitung auf die Cross-Country-DM. Zwischenzeitlich gingen heftige Regenschauer auf die Strecke nieder. Ich war schon am Überlegen, ob ich die Dirty Dan Schlammreifen verwenden sollte, entschied mich dann aber doch für den bewährten 2.1er Racing Ralph in der Snake Skin Version mit der Doc Blue Dichtmilch. Sehr klein war mein Kettenblatt vorn, nämlich 34 Zähne. Der Kurs war besonders winklig in vielen kurzen Bergaufpassagen, und hohe Geschwindigkeiten bergab wurden nie erreicht.

 

Glücklicherweise ist Petrus doch ein Biker und ließ für unser Rennen wieder die Sonne scheinen. Als der Startschuss fiel, lief alles perfekt. Ich klickte ins Pedal und wollte beschleunigen. Nur mein Vordermann hatte an diesem Tag nicht die richtigen Koordinaten, um sein Pedal zu treffen und einzuklicken. Dabei rutschte er sogar von beiden Pedalen ab und blieb stehen. Ich musste voll in die Eisen steigen, rechts war die Bande und links rauschte das gesamte Feld an mir vorbei. Hätte ich einfach ausgeschert, hätt’s richtig geknallt. Meine 19. Startposition war ganz schnell nichts mehr wert, erst um Rang 50 gab’s die Gelegenheit, losfahren zu können.

 

Ich musste sehr viele Kräfte investieren, vielleicht zu viele, um wieder nach vorn zu kommen. Als 16. kam ich aus der ersten Runde. Nach dem zweiten Umlauf war ich schon Elfter. In den beiden folgenden Runden musste ich für diese Aufholjagd büßen, ich musste rausnehmen. Das könnt Ihr sehr gut an meiner o_synce-Auswertung in der Galerie erkennen. Erst in der fünften und der sechsten Runde fing ich mich wieder und sicherte meinen elften Platz ab.

 

Mein Ziel, unter die besten Zehn zu kommen, hatte ich nur um zehn Sekunden verfehlt. Mit etwas Distanz ist dieses Resultat trotzdem sehr ordentlich. Wenn ich bedenke, dass ich wenige Stunden vorher ein E-Bike-Rennen bestritten habe, welches trotz Elektrounterstützung sehr schlauchte. Dann der unverschuldete schlechte Start. Hinzukommt die fehlende Routine auf einem CC-Kurs. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich in den technischen Abfahrten Boden verliere. Dies verwundert nicht, habe ich doch in den letzten Wochen ausschließlich Marathon-Wettkämpfe bestritten, da fehlt der hohe technische Anspruch. Darum hat es mich nach genauerer Analyse der Ergebnisliste sehr gefreut, dass ich gleich dreimal die siebtschnellste Runde gefahren bin. Das heißt für mich, die Form ist formidable. Neuer Deutscher Meister wurde Markus Schulte-Lünzum (Focus) vor Manuel Fumic (Cannondale) und Markus Bauer (Lexware).

 

Torsten